Kriegsspiele

szenischer Liederabend mit Musik von J. Brahms, G. Finzi und G. Mahler

Premiere: 23. November 2021 - Staatstheater Kassel
mit: Hansung Yoo, Michael Tews, Thomas Kaschel, Michel Hause, Giulia Glennon

Ausgehend von den Kindertotenliedern beschäftigt sich die Regisseurin Ariane Kareev für den szenischen Liederabend Kriegsspiele mit den Themen Tod und Trauer, aber auch mit kriegsähnlichen Zuständen, physischen wie psychischen. Ihren inszenatorischen Fokus setzt Ariane Kareev nicht auf das trauernde Individuum, sondern auf das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen Vater und Sohn.
Das Publikum ist Teil einer Trauerfeier, die für den verstorbenen Sohn ausgerichtet wird. Sichtlich erschüttert betritt der Vater als letzter Gast den Raum und singt in tiefster Trauer für sein Kind. Erinnerungen an dieses suchen ihn daraufhin heim und eröffnen Fragen nach (Mit-)Schuld an dem Tod. In einem Gedankenexperiment durchspielt der Vater verschiedene mögliche Lebenswege seines Sohnes, wäre dieser nicht in den Krieg gezogen. Dabei verliert er sich in einer Wunschvorstellung seines Sohnes. In der Figur der Möglichkeit materialisieren sich die Wünsche und Hoffnungen des Vaters für sein Kind, die im starken Kontrast zu den tatsächlichen Geschehnissen stehen. Entglitten ist dem Vater sein Sohn, als dieser in den Krieg gezogen ist, selbst voller Erwartungen und im Begriff den Vorstellungen des Vaters endlich gerecht zu werden. Wie ein Mosaik aus Erinnerungen und Wunschvorstellungen setzen sich verschiedene Bilder des Sohnes zusammen, um im nächsten Moment wieder auseinander zu fallen. Aus dem Zusammenspiel zwischen Musik, Text und Raum entsteht ein eindrückliches Klangerlebnis, das eine direkte, subjektive Anbindung jeder und jedes Einzelnen einfordert. Am Ende steht die Frage: Wie kann ein Trost aussehen?

Fotos: Karl-Heinz Mierke

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